31 Bildungsveranstaltungen - Abschluss in Seitenstetten
Mit der ambitionierten Vortrags- und Seminarreihe „Kirche.Macht.Politik“ trugen mehrere diözesane Einrichtungen zwischen September und April zur politischen Bildung im Land bei. Markus Schmidinger, einer der Hauptorganisatoren, zieht bei der Schlussveranstaltung in Seitenstetten ein positives Resümee: „Hunderte Teilnehmer wurden damit befähigt, kaum durchschaubare politische Vorgänge zu durchleuchten.“ Sie seien damit angeregt und ermutigt worden, ihre Möglichkeiten für konkretes politisches Handeln wahrzunehmen und zu erweitern – sei es im Großen oder im ganz Kleinen.
Ausgehend vom Zweiten Vatikanischen Konzil und vom Sozialwortes des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich wollen Katholisches Bildungswerk, BildungsZentrum St. Benedikt, Katholische ArbeiternehmerInnenbewegung und Welthaus der Diözese St. Pölten „einen Beitrag zur gesellschaftlichen Entwicklung und Gesprächskultur in Österreich leisten“. Man wollte den Interessenten die Möglichkeit geben, „sich mit aktuellen Themen, jenseits von Tagespolitik und Populismus, auseinanderzusetzen und über Fragen des Zusammenlebens diskutieren“, so Schmidinger.
Starkes zivilgesellschaftliches Zeichen
Besonders bereichernd sei die Einbindung von zivilgesellschaftlich engagierten Gruppen, Netzwerken und Plattformen gewesen, die weitgehend die inhaltlichen Beiträge lieferten: Die Armutskonferenz, Katholische Sozialakademie Österreichs, Plattform Gemeinwohlökonomie, ARGE Schöpfungsverantwortung, Weltumspannend Arbeiten. Schmidinger weiter: Mit der Wahl der Veranstaltungsorte gingen wir auch bewusst aus den klassisch kirchlichen Kreisen hinaus (Bildungswerkstatt Mold, Arbeiterkammersäle, GEA Schuhwerkstatt, Firma MKE, Fachhochschulen).
Sechs Themenblöcke
In sechs Themenblöcken wurden gesellschaftliche Trends und Entwicklungen aufgegriffen: "Politik & ich", „Politik in Österreich + Europa", "Politik & Religion“, "Politik & Arbeitswelt + Wirtschaft", "Politik & Ökologie", "Politik & Globalisierung". Die Themenstellungen reichten dabei vom persönlichen Zugang zur Demokratie über die soziale Ungleichheit bis hin zur politischen Dimension unseres Glaubens; von den Auswirkungen der Wirtschaft auf unsere Arbeitswelt bis hin zu den ökologischen und globalen Folgen unseres Handelns. Dabei wurde nicht nur der Analyse, sondern auch alternativen Zugängen breiten Raum gegeben.
Die Vorträge und Seminare waren für alle offen – und darum auch geographisch in der Diözese St. Pölten weit gestreut, um den Zugang zu erleichtern. Zu jedem Thema wurden an fünf aufeinanderfolgenden Abenden an unterschiedlichen Orten Vorträge und jeweils am Samstag der Woche vertiefende Seminare angeboten.
„Der Preis für unser Gemüse“
Bei der Schlussveranstaltung im Seitenstettner Bildungszentrum St. Benedikt luden die Organisatoren von Kirche.Macht.Politik Saisonarbeiter und Gewerkschafter aus dem gigantischen spanischen Gemüseanbaugebiet Almeria zu berichten. Sie zeigten auf, „welchen Preis andere dafür bezahlen müssen, damit es uns an nichts fehlt“. Es heißt: „Ausbeutung von Arbeitskräften ist die Basis einer Produktionsweise wie in der Almeria.“ Es handelt sich dabei um die weltgrößte Konzentration von Intensivkultur. Augenscheinliche Auswirkung ist das „Plastikmeer“, das benötigt wird um Millionen Tonnen Gemüse zu exportieren. Zehntausende Migranten arbeiten dort teils ohne Aufenthaltsgenehmigung, ohne Rechte, schlecht bezahlt und der Willkür der Unternehmer ausgeliefert. Vielfache gebe es Ressentiments der Einheimischen gegen die Zuwanderer. Die bei der Veranstaltung gezeigten Bilder zeugten von den erbärmlichen Wohnverhältnissen – teils ohne Strom und Wasser. Dennoch ist die Arbeit für diese Menschen dort wichtig: Viele unterstützen damit ihre Familien zuhause im Senegal, in Marokko, Osteuropa oder Südamerika. Zu einem menschenwürdigen Leben bleibt damit fast nichts übrig. Die Referenten berichten davon, dass viele Migranten mit großen Erwartungen und unter Lebensgefahr – teils per Schlauchboote über das Mittelmeer - nach Almeria kommen, der „Eingangstür nach Europa“: um dann enttäuscht zu werden.